Tasmanien

Reise Australien

Nach meinem Durchhänger in Melbourne war ich in Tasmanien wieder voller Elan. Vielleicht ein bisschen zu viel wie sich herausstellen sollte.

1. Tag

8. Februar 2006 - Das Flugzeug landete mit gut einer Stunde Verspätung in Hobart. Nachdem ich in einem Backpacker eingecheckt hatte, überlegte ich, was ich während den nächsten fünf Tagen unternehmen sollte. Für den 4. und 5. Tag hatte ich Tauchen geplant, also blieben mir noch drei weitere Tage.

Die Idee war ein Auto zu mieten und ein "bisschen" auf der Insel herumzufahren. Die Idee war zwar gut, aber ich hatte nur zwei Tage am Stück und es stellte sich heraus, dass das auf Tasmaniens Strassen ziemlich wenig ist.

2. Tag

9. Februar 2006 - Ich war extra früh aufgestanden und hatte den Auto-Vermieter ebenfalls früher aus dem Bett gescheucht. So konnte ich bereit gegen 8:30 Uhr losfahren. Ich fuhr einen uralten Ford Falcon mit einigen Rostbeulen und knapp 340'000 km auf dem Kasten. Es hatte eine 2-Gang-Automatik-Schaltung. Ich habe noch nie ein so altes Auto gemietet, aber es fuhr und es war günstig. Das erste Mal "Wieso?" fragte ich mich, als ich etwas ausserhalb von Hobart auf die Tank-Anzeige schaute. Mein Tank war fast leer. Also wieder zurück in die Stadt. Es kostete mich gut eine halbe Stunde eine Tankstelle zu finden und anschliessend wieder zurück auf die richtige Strasse zu kommen.

Ich beschloss als erstes nach Queenstown zu fahren. Es liegt nahe der Westküste und nach meiner Karte 260 km von Hobart entfernt. Diese Entscheidung war fatal, denn ich hatte keinen Plan, was ich nach Queenstown machen würde... Nach dem Abenteuer auf der Great Ocean Road hätte ich es eigentlich besser wissen müssen, dass man die Karte genauer anschauen muss.

Von Queenstown beschloss ich nach Strahan an der Küste zu fahren. Von Strahan nach Cradle Valley, wobei ich eine Abzweigung verpasste und einen Kreis, das heisst zusätzliche 60 km, fuhr. Im Cradle Valley beschloss ich die Nacht in Launceston zu verbringen, wobei ich übersah, dass dazwischen ein ganz kleinen Stück Strasse fehlte. "Wieso?". Also landete ich in Devonport und fuhr schliesslich von da nach Launceston.

Als ich in Launceston endlich ein Nachtlager gefunden hatte, zeigte mein Kilometer-Zähler knapp 700 km!

3. Tag

10. Februar 2006 - Der Tag begann mit der Frage "Wieso bin ich hier hinaufgefahren?" Schliesslich wollte ich am nächsten Tag tauchen und mein geplanter Tauchplatz befand sich auf der anderen Seite der Insel. Es würde ein weiterer langer Tag werden.

Wieder stand ich früh auf und wieder würden meine Pläne durchkreuzt: Es stellte sich als nicht ganz einfach heraus wieder aus Launceston heraus zu kommen. Ich verschwendete eine Stunde, um den Weg zu finden.

Von Launceston fuhr ich nach St. Helens. Von St. Helens nach Bicheno. Von Bicheno nach Sorell. Und schliesslich von Sorell nach Eaglehawk Neck. Meinem Tagesziel. Die Uhr stand bei 18:30 Uhr, der Kilometer-Zähler bei gut 600 km. Ich war so etwas von müde und vor allem war ich froh, heil angekommen zu sein.

"Wieso das Ganze?". So etwas blödes habe ich noch selten in meinem Leben gemacht. Ich bin zwar gut 1'300 km über die ganze Insel gefahren, gesehen habe ich allerdings nicht wirklich viel.

4. Tag

11. Februar 2006 - "Wieso?" Es war gegen 12 Uhr mittags und ich glitt langsam tiefer und tiefer im 18 °C kalten Wasser. Ich weiss nicht genau warum, aber irgendetwas trieb mein Körper in den roten Bereich. Die Atmung war schnell und flach und ich hatte Mühe es zu kontrollieren. War es das kalte Wasser oder der 7mm-Neopren-Anzug, der mich so eingeengte? Als ich am Grund auf knapp 18 m Tiefe ankam, stand ich kurz vor einer Panik. Es brauchte einige Beherrschung, um nicht gleich wieder nach oben zu gehen und den Tauchgang zu beenden.

Nach etwa fünf bis zehn Minuten gelang es mir endlich meine Atmung unter Kontrolle zu bringen und von da an war es ein einfacher und schöner Tauchgang. Wir sahen einen grossen Rochen etwa 1.5 m Spannweite. Ich hatte noch nie einen so grossen Fisch gesehen und es war sehr beeindruckend.

Bei den weiten Tauchgänge hatte ich keine Probleme mehr und konnte mich voll und ganz auf die Umgebung konzentrieren. Der felsige Grund ist fast vollständig von Algen und anderen Pflanzen bedeckt. Wobei Algen nicht grün und schlammig sind so wie bei uns in der Schweiz. Hier sind Algen riesige Pflanzen mit einem Stängel und vielen Blätter. Die Farbe liegt zwischen orange und braun. Nicht grün wie ich es erwartet hatte. Die einzelnen Pflanzen waren nur etwa zwei bis drei Meter hoch.

5. Tag

12. Februar 2006 - Bei meinem 80. Tauchgang wurden meine Träume erfüllt. Am Morgen gegen 10 Uhr fuhren wir in eine ruhige Bucht, die nur einen sehr schmalen Eingang zum Meer hin hatte. Schon bei der Anfahrt sahen wir den Kelp an der Wasseroberfläche.

Als wir in das Wasser eintauchten, war zuerst nicht viel zu sehen, aber als wir ins tiefere Wasser schwammen, tauchten plötzlich riesige Gebilde im trüben Wasser auf.

Erst eine, dann zwei und schliesslich ein ganzer Wald von Kelp tat sich vor uns auf. Es sind eindrückliche Pflanzen. Sie kommen in Gewässer vor bis 40 m Tiefe vor und erreichen trotzdem die Wasseroberfläche. Sie wachsen bis zu 45cm pro Tag! Nur Bambus wächst schneller.

In diesem Dickicht wimmelt es von Leben. Gut, es ist nichts im Vergleich zum Great Barrier Reef oder einem anderen Riff, aber wenn man etwas genauer hinschaut, kann man einiges entdecken.

Der letzte Tauchgang war auf eine ganz andere Art spektakulär. Die Szenerie wurde von riesigen Felsblöcken dominiert, die zum Teil bis an die Wasseroberfläche reichten. Auch hier war alles überwachsen.

Nach dem Tauchen fuhr ich hinunter nach Port Arthur, einer der ältesten Orte in Australien.

6. Tag

13. Februar 2006 - Ich nutzte den schon wieder letzten Tag in Tasmanien, um das historische Port Arthur zu besuchen. Den Anfang machte hier eine Straf-Kolonie, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts gebildet wurde.

Wenn man die gängige Literatur liest, sieht man immer wieder Zitat von Captain Cook und Co, die sich über die Barbaren, das heisst über die Aborigines, spotten. Wenn man aber sieht, was die Briten mit den Eingeborenen und den eigenen Leuten gemacht haben, sieht man schnell, wer die wahren Barbaren waren.

In Port Arthur war Auspeitschen eine gängige Strafe. Bis zu 200 Hiebe wurden erteilt. Weil die Gefangenen wegen Schmerzen und Blutmangels ohnmächtig wurden, wurden sie ins Spital gebracht, gepflegt bis sie wieder stehen konnten und dann ging es auspeitschen weiter.

Straffällige Knaben ab sieben Jahren konnten im Vereinigtes Königreich ins Gefängnis geworfen werden. Mit acht konnte man sie am Galgen aufhängen und mit neun konnte man sie nach Australien deportiert. Und das für Kleinigkeiten wie Stehlen eines Taschentuches oder schlicht und einfach essen.

Viele der alten Gebäude sind noch in Takt und es ist ein eindrückliches Gefühl durch das Gefängnis zu gehen und die Zellen zu sehen, die manchmal nur zwei auf einen Meter gross waren. Fenster gab es keine und der Tasmanische Winter kann ziemlich kalt sein.

Am späten Abend führ ich zurück nach Hobart, wo ich meine letzte nach in Tasmanien verbrachte. Ich gab auch mein Auto wieder ab. Die Höllenmaschine hatte 1'500 km mehr auf dem Tacho.

7. Tag

14. Februar 2006 - Den letzten Stunden verbrachte ich mit Packen und in einem gemütlichen Café in der Fussgänger-Zone von Hobart.

Wie immer war der Himmel blau am Morgen. Gegen Mittag begannen die üblichen Wolken aufzuziehen und ich hätte wetten können, dass es am Abend ganz bedeckt war und vielleicht gab es ein bisschen Regen.

Tasmanien ist wirklich eine super schöne Insel mit einer eindrücklichen Landschaft und Vegetation. Aber! Aber während der Zeit, als ich dort war, war es Sommer und ich habe mir die ganze Zeit an den Hintern gefroren. Das kann es definitiv nicht sein.

Jetzt in der Luft irgendwo zwischen Hobart und Adelaide hoffte ich, dass die Temperaturen auf dem Kontinent wieder etwas sommerlicher sein werden.

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