Von Carins nach Bundaberg

Reise Australien

Nach dreieinhalb Monate in Cairns habe ich es definitiv gesehen. So war ich auch am Morgen des 2. Januars überhaupt nicht traurig, als der Greyhound-Bus pünktlich um 7 Uhr die Stadt verliess.

Zum Abschied zeigte sich Cairns von einer mir beinahe unbekannten Seite. Der Himmel war grau verhangen und schon während der Nacht hatte es immer wieder geregnet. Als der Bus nun Richtung Süden davon brauste, goss es wie aus Kübeln. Die Regenzeit hat wohl gerade ihr Debüt gegeben.

Townsville

2. - 3. Januar 2006 - Die erste Station auf meiner Reise. Die Stadt liegt am Meer, umschlungen von einem kleinen Fluss und steigt gegen Westen an zu einem kleinen Hügel. Die wichtigste Attraktion der Stadt ist Magnetic Island. Die Insel liegt unmittelbar vor der Stadt. Ich habe einen Besuch ausgelassen, weil die meisten Leute, die ich getroffen habe, gemeint haben die Insel sei wie Fitzroy Island und da war ich ja schon.

Am zweiten Tag im Jahr war nicht viel los in der Stadt. Die meisten Geschäfte blieben geschlossen und so blieb mir nicht viel anders übrig als es gemütlich anzugehen und etwas am Strand zu relaxen. Mit Schwimmen ist aber auch hier nichts. Die Quallen, speziell die Würfelquallen, sind für Menschen ziemlich ungesund.

Ayr und SS Yongala

3. - 4. Januar 2006 - Ayr ist ein solches Kaff, dass es in der Backpacker-Bibel Lonely Planet nicht einmal aufgeführt ist. Nichtsdestotrotz gibt es zwei Backpackers. Beim ersten kann man nur für mindesten zwei Nächte einchecken (ich dachte, ich höre schlecht) und das zweite ist furchtbar dreckig. Weil ich nur eine Nacht bleiben wollte, habe ich mich zwangsläufig für das zweite entschieden: Delta Backpackers. Überall lagen dreckige Kleider und Schuhe herum. Die Toiletten waren schon lange nicht mehr geputzt worden und die Duschen waren dürftig. Kein Wunder waren bei meiner Ankunft 110 Betten frei. Wenigstens war es günstig...

Eigentlich gibt es nur zwei Gründe nach Ayr zu gehen: Viele Backpacker arbeiten hier auf den Frucht-Plantagen. Oder man besucht das Wrack der SS Yongala so wie ich.

Die 106 m lange SS Yongala sank am 23. März 1911 auf dem Weg von Melbourne nach Cairns etwa 12 km vor der Küste von Ayr und riss 122 Menschen mit in den Tod. Lange bleib das Wrack verschollen. 1943 erschien es das erste Mal auf dem Echolot eines Minenräum-Bootes der Australischen Marine. 1958 wurde das Wrack zum erste Mal betaucht. Da am Wrack meistens eine starke Strömung herrscht, blüht es vor lauter Leben.

Es ist unglaublich. Das ganze Wrack ist von Weich-Korallen bedeckt. Zwischen den Korallen stehen Tausende kleine Fische (bis etwa 10 cm). Man schwimmt förmlich durch Fischsuppe. Etwas abseits lauern Schwärme von Makrelen und Barrakudas auf Beute, Schildkröten fressen gemütlich zwischen den abgebrochenen Masten und ab und zu zieht ein riesiger Napoleon-Fisch vorbei.

Der Flyer von diesem Trip verspricht: Auf einem Tauchgang zur SS Yongala sieht man mehr als auf zehn andern Tauchgängen. Das ist wahrlich nicht übertrieben.

Die Strömung war wirklich stark. Besonders beim Ab- und Aufstieg musste man sich gut an der Anker-Leine festhalten, um nicht mitgerissen zu werden. Wir schwammen zuerst gegen die Strömung, um dann auf dem Rückweg über das Wrack zu fliegen.

Airlie Beach und Whitsunday Islands

4. - 8. Januar 2006 - Airlie Beach ist Party-Kaff und insbesondere der Schlüssel zu den Whitsunday Islands. Ich habe im Backpackers by the Bay eingecheckt: Einem ruhigen, kleinen Hostel etwas ausserhalb.

Mein Segel-Trip begann am Morgen des 5. Januars. Unser Schiff, die Sommertime ist ein altes, umgebautes Fischerboot. Es ist 16.7 m lang und bietet 16 Passagieren und drei Crew bequem Platz. Auf unserem Trip waren es aber nur 14 Passagiere dafür vier Crew-Mitglieder. Wirklich ein schönes Schiff. Noch ganz aus Holz.

Gleich am ersten Tag besuchten wir den legendären Whitehaven Beach. Der Sand ist weiss und ultra fein. Das ist aber auch schon alles und ehrlich gesagt, ich fand es ein bisschen langweilig (Bitte keine bösen Zuschriften deshalb!).

Eigentlich hatte ich zwei bis drei Tauchgänge geplant, aber nach dem ersten Tauchgang hatte ich schon genug. Das Wasser war voll mit Plankton, das die Sicht auf 2-3 m beschränkte. Ausserdem wurde immer in Gruppen getaucht, was ich nicht ausstehen kann. Unser Instructor, eine Frau, litt stark unter dem Mutter-Syndrom und war ständig um unsere Gesundheit in Sorge. Dass war vielleicht anstrengend.

Die Crew war auch sonst etwas speziell. Bis auf den irischen Koch. Er war wirklich cool und hat hervorragend für uns gekocht. Auch mit den Passagieren hatte ich nicht so viel Glück: Alles ältere Paare. Zum Glück waren noch zwei Schweden und ein Amerikaner an Bord.

Fazit: Die Szenerie ist wirklich atemberaubend und das Leben an Bord eines Segelschiffes wirklich entspannend. Aber eigentlich hatte ich noch ein bisschen mehr erwartet...

Zurück an Land ging ich mit den Schweden in den Ausgang. Es war eine ausgelassene Party. Nur eines will ich hier noch anmerken: Wenn Ihr mit Schweden unterwegs seid und diese haben etwas Alkoholisches und ein Satz Jass-Karten dabei, dann wird es richtig strub.

Mackay

8. - 9. Januar 2006 - Mackay ist einfach das nächste Kaff. Nur wenige Touristen verirren sich hier her, so dass sich die lokalen Laden-Besitzer den Luxus gönnen ihre Lokale an Sonntagen nicht zu öffnen.

Nach meiner Ankunft habe ich mich wirklich gefragt, wieso zum Geier ich hier ausgestiegen bin... Aber da war es schon zu spät...

Wenigstens habe ich eine saubere und gemütliche Unterkunft gefunden. Mit einer mega-schnellen Internet-Anbindung.

Bundaberg

10. - 12. Januar 2006 - Bundaberg ist im ganzen Land wegen seines Destillats bekannt: Bundaberg Rum. Meistens zusammen mit Cola getrunken, wird es hier im Norden mehr konsumiert als Bier! Man kann die Mixtur mit Cola sogar in Fässern inkl. Zapf-Hahnen kaufen!

Am ersten Tag habe ich auch gleich die Destillierie besucht. Gut, es war nicht wirklich spannend, aber es gab zwei Drinks umsonst! Schon einen an der Schüssel vor dem Mittagessen, das ist nicht gut....

Bundaberg ist aber auch bekannt für seine wissenschaftlichen Untersuchungen an Meeresschildkröten. Es gibt zwei Strände, an denen zwischen November und April Schildkröten ihre Eier legen. Ein paar lokale Organisationen, die mit den Rangern zusammen arbeiten, bieten geführte Touren an, um ihre Forschungsprojekte zu finanzieren. Es war wirklich ein Erlebnis dieses Spektakel mit zu erleben. Es war aber auch irgendwie komisch. Im Wasser sind diese Tiere so elegant und flink. An Land sind sie plump und träge unterwegs.

Am zweiten Tag war ich dann wieder einmal tauchen. Wie ich gehört habe, kann man nirgendwo an der Ost-Küste so günstig tauchen wie in Bundaberg. Und das stimmt: Für zwei Tauchgänge vom Strand inklusive der gesamten Ausrüstung und Transport habe ich gerade mal AUS$ 50.-- bezahlt (In Cairns zahlt man mindestens das Doppelte). Der pechschwarze Felsenstrand aus Lava-Gestein bot die Kulisse für zwei herrliche Tauchgänge. Unterwasser waren die Felsen überzogen von Weich-Korallen und es hatte überraschend viele Fische. Die Sicht war leider nicht gerade berauschend. Etwa 5 - 6 m, aber daran muss ich mich wohl gewöhnen, wenn ich weiter unten im Süden auch noch tauchen will.

Reisen mit Greyhound

Das Reisen mit den Bussen oder besser Cars von Greyhound ist sehr komfortabel. Viel besser als ich es mir vorgestellt habe. Als Alleinreisender habe ich jeweils zwei Sitze für mich.

Besonders überrascht war ich von der beinahe Schweizerischen Pünktlichkeit. Die Reise begannen meistens wie im Fahrplan vorgegeben und danach waren wir entweder Just in time oder sogar ein bisschen zu früh. Ich hoffe, es geht so weiter...

Von Mackay nach Bundaberg habe ich die Nacht im Bus verbracht. Nicht gerade komfortabel, aber man kann einiges an Zeit einsparen.

So, die ersten 1'400 km liegen hinter mir. Die Zeit rast förmlich an mir vorbei. Und schon wieder bin ich auf Achse. Es geht nach Hervey Bay, dem Ausgangspunkt zu der grössten Sand-Insel der Welt: Fraser Island. Mehr dazu in meinem nächsten Reisebericht...

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